Adolf Lothar Bucher - Vertrauter Bismarcks und Agent?
Adolf Lothar Bucher war ein preußischer Beamter, Journalist und Politiker. Während der Revolution von 1848/49 stand er auf Seiten der Linken, stieg im Exil zeitweise zu einem viel gelesenen Journalisten auf und wurde später zu einem engen Vertrauten von Otto von Bismarck.
Im Jahr 1848 wurde er in die preußische Nationalversammlung gewählt. Er stand dort der Linken nahe und trug aus Protest gegen die Gegenrevolution den Steuerverweigerungsbeschlu
Um der Haft zu entgehen, ging er 1850 ins Exil nach London. Dort arbeitete er als Journalist. Unter anderem war er als Korrespondent der Nationalzeitung tätig. In seiner Londoner Zeit verfasste Bucher über 3.000 Korrespondenzberichte für die Zeitung und stieg zu einem der gefragtesten Journalisten des Blattes auf, das auch von Friedrich Wilhelm IV. und politischen Gegnern gelesen wurde. Insbesondere seine Berichte über die Weltausstellung von 1851 waren sehr erfolgreich. In einem Buch „Der Parlamentarismus wie er ist“ kritisierte er 1855 den britischen Parlamentarismus. So sei das Mandat bei den Abgeordneten immer mehr der Vertretung eigener Interessen gewidmet. Die Kritik richtete sich indirekt aber auch gegen die politische Opposition in Deutschland, die sich teilweise am britischen Vorbild orientierte. In den folgenden Jahren begann daher der journalistische Stern Buchers zu sinken.
Im Jahr 1861 ermöglichte eine Amnestie Bucher die Rückkehr nach Deutschland. Dort arbeitete er zunächst im Wolffschen Telegraphenbüro. Seine Kritik an der Gründung des Nationalvereins führte zur Entfremdung von der demokratischen Bewegung. Allerdings stand er in engem Kontakt mit Ferdinand Lassalle. Obwohl Bucher und Lassalle kaum politische Gemeinsamkeiten hatten, war Bucher Herausgeber einiger Schriften Lassalles. Dieser machte ihn überdies zu einem seiner Testamentvollstrecker und hinterließ ihm eine Rente.
Im Jahr 1864 holte ihn Bismarck ins Außenministerium. Dort stieg er bis 1866 zum Vortragenden Rat auf. Bucher wurde zu einem der engsten Vertrauten Bismarcks. So erstellte er 1866 nach Vorentwürfen von Maximilian Duncker, Karl Friedrich von Savigny und Robert Hepke die Vorlage für den Preußischen Ministerrat zur Organisation und Verfassung des Norddeutschen Bundes. Im Vorfeld des Deutsch-Französischen Krieges, als die Kandidatur eines Hohenzollern für den spanischen Thron anstand, war Bucher auf diplomatischer Mission in Madrid. Ihm diktierte Bismarck die umgearbeitete Emser Depesche. Nach der französischen Kriegserklärung zeigte sich Bucher zufrieden mit dem Erfolg der Politik Bismarcks, die Frankreich als den eigentlichen Aggressor erscheinen ließ.
Nach der Reichsgründung wurde Bucher zum Wirklichen Geheimen Legationsrat und Vortragenden Rat im Auswärtigen Amt des Reiches ernannt. Bis in die späten 1870er Jahre gehörte er zum engsten Umfeld Bismarcks. So war Bucher auch am Berliner Kongress beteiligt und soll 1878 einen Entwurf zum geplanten Sozialistengesetz geliefert haben.
Im Jahr 1886 ging er in Pension. Später war Bucher aber nach der Entlassung Bismarcks 1890 dessen persönlicher Berater. An Bismarcks Autobiographie Gedanken und Erinnerungen war Bucher maßgeblich beteiligt.
https://de.wikipedia.org/
Kommentare
Kommentar veröffentlichen