Edgar Julius Jung: Namenlos wie das Geldkapital ist die Masse







"Namenlos wie das Geldkapital ist die Masse. Geld, Masse und Presse sind die drei großen Anonymen des zusammenbrechenden individualisierten Zeitalters. Die moderne Partei ist Massenpartei. Sie herrscht über und durch die Masse, jenes namenlose Etwas, für welches jeder und doch wieder niemand die Verantwortung trägt. Sie handelt und bestimmt, aber kein Einzelner will schuldig sein. Sie hat ihre eigene Seele, grundunterschieden von der Seele des Einzelnen. Sie vernichtet die Denkkräfte des Einzelnen der nach jeder Handlung der Masse, selbst ihr zugehörend, sich entsetzt fragt, wie er sich an einem Akte beteiligen konnte, der gegen seine eigene Überzeugung und seinen eigenen Willen ging.
Nichts ist von niederen Trieben und unklaren Gefühlen so beherrscht wie die Masse. Nichts entmenscht den Menschen so, wie die Anhäufung von Menschen. Die ordnende Macht der Vernunft wird nirgends mehr ausgeschaltet als im Wahne der Massen. Das amerikanische Volk wollte keinen Krieg: seine Presse brachte es in kürzester Frist dazu, begeistert gegen den Kreuzzug gegen die „Hunnen“ zu unterstützen, die Kriegsdienstverweigerer, welche ihre Vernunft behalten hatten, in die Gefängnisse zu werfen. Noch nach zehn Friedensjahren – angesichts der restlosen geschichtswissenschaftlichen Klärung der Kriegsschuldfrage – glauben die breiten Massen an den verbrecherischen Willen Deutschlands zur Entfachung des Weltkrieges. Grauenhafte Unfreiheit liegt auf den Massen als geißelnde Gewalt. Massenwahn ist die wahre Bezeichnung jenes Zustandes, den der aufklärerische Mensch, immer noch schönfärbend, das freie Selbstbestimmungsrecht des Volkes nennt."
- Edgar Julius Jung, »Die Herrschaft der Minderwertigen. Ihr Zerfall und ihre Ablösung durch ein neues Reich«, 1929

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