Anarchie und Islam







Man mag fragen, was an dieser Ideologie {des politislamistischen Kalifats und der Hizb at-Tahrir} denn gefährlich sei. Nun denn, dass sie besagt, dass Gott es allen Muslimen, den Männern, Frauen, Jungen und Alten auferlegt hat, einen verpflichtenden, globalen islamischen Staat mit einem einzigen Kalifen zu schaffen, welcher dann gegen die Kuffār weltweit den Dschihad verkünden wird. Alle Muslime, welche nicht auf diesen islamischen Staat hinarbeiten seien aus der Sicht Gottes unglaublich sündhaft und indirekt für alles Leiden der Welt verantwortlich. Diese Hassideologie ist im Internet nicht unüblich, wo sie benutzt wird um im Geist naiver, verletzlicher Muslime Schuldgefühle hervorzurufen, wobei diese schlicht nicht wissen, was sie denn nun glauben sollen.
Es gibt absolut KEINE Verpflichtung im Islam einen islamischen Staat/ein Kalifat zu errichten oder darauf hinzuarbeiten. Es gibt keine einzige klare Erwähnung im Koran dazu, und auch nicht in der Sunna des Propheten. Alle Zitationen von Ḥadīṯen die angeführt werden sind stets Fehldeutungen der Worte des Propheten. Zahllose Gelehrte, unter ihnen Imām Qalsadi, Ibn ʿArafa, Ǧuwayni, Šawkānī, Ṣanʿānī, etc. legten klar dar, dass jeder Ḥadīṯ bezüglichen Kalifen oder Imāmen stets auf eine Gemeinschaft, Region oder Provinz bezogen ist – und nicht von einem Kalifen für die gesamte Welt spricht. Sie betonen, dass derartiges unvorstellbar sei, da die Muslime seit dem ersten Jahrhundert nach dem Propheten stets mehr als einen Führer hatte. Sie waren gespalten in verschiedene Königreiche, Dynastien und Fürstentümer, welche sich alle selbst „Kalif“ nannten.
Islam möchte, dass die Menschheit sich entwickelt und aufblüht, miteinander und der Natur auf dieser Erde in Harmonie lebt. Dies kann ohne Vertrauen, Frieden, Gesetze und gesellschaftlicher Ordnung unmöglich geschehen. Führerschaft ist also notwendig, doch nicht weil sie ein Ritual wäre wie die Gebetswaschung oder ein Gottesdienst an sich, sondern als Instrumentarium zum Gedeihen der Menschheit.
Stellen wir uns vor, dass alle Muslime in einer Union (ähnlich der EU) organisiert wären, freie Märkte, Freihandelszonen, Währungsunion etc. All dies wäre eine hervorragende, vom Islam unterstützte Idee, da eine effektive Kooperation und Einheit hinsichtlich Zweck und Nutzen gut wäre. Das aber ist etwas gänzlich anderes, als zu predigen, dass diese modernen Staaten allesamt unrechtmäßig und nichtig seien, keinerlei Autorität hätten und Armeen für Militärputsche anzustacheln – damit wir wenigstens ein Land übernehmen können, einen Kalifen ausrufen können, der dann endlich autorisiert ist dem Rest der Ungläubigen weltweit den Krieg zu erklären. Eine solche Ansicht einfach wiedersinnig und brandgefährlich!
Ironischerweise bricht kurz danach eine Zeit der relativen Stabilität für die Region an und Imām al-Ġazālī wird wendet sich von seiner Unterstützung der Herrscher unglaublich ab. Er ist wohlbekannt für seine eigenen Fatāwā in seinem Ihya ʿulūm ad-Dīn, diese sind:
Handelsgeschäfte mit den Herrschern sind ḥarām, da ihr Geld ḥarām ist.
السلاطين، المعاملة معهم حرام لان اكثر مالهم حرام
Die Märkte die sie bauten wurden mit ḥarām Geld errichtet, weshalb es verboten ist auf ihnen zu handeln oder einen Stand aufzuschlagen.
الاسواق التي بنوها بالمال الحرام تحرم التجارة فيها و لا يجوز سكناها
Handelsgeschäfte mit Richtern, ihren Zuarbeitern oder Dienern sind noch schlimmer ḥarām.
معاملة قضاتهم و عمالهم و خدمهم مثل معاملتهم حرام بل هو أشد
Imām al-Ġazālī rechtfertigt diese Ansichten indem er schreibt, dass jene Herrscher die Macht nur durch Usurpation der Rechte, des Besitzes und Reichtums erlangt hätten, der ihnen eigentlich nie gehört hatte.
https://theologenwuerze.com/…/wenn-al-gazali-fuer-einen-is…/
„Das grundlegende Prinzip (al-asl) im Islam ist, daß jeder Mensch frei ist […], denn die Freiheit ist ein natürliches Recht (haqq tabi´i) dem die Pflicht zum verantwortlichen Umgang mit der Freiheit (husn at-tasarruf fi l-hurriya) entspricht.“
Es gibt nicht nur den christlichen Anarchismus, auch der Islam kennt Anarchisten: Mahmut Taha war unter den diversen Gelehrten, die nach der Unabhängigkeit des Sudan im Jahr 1956 die Rolle des Islam im noch jungen Staat diskutierten, wohl der der orthodoxeste – und der freiheitlichste.
„Das grundlegende Prinzip im Islam ist vollkommene Gleichberechtigung (al-musawat at-tamma) zwischen Männern und Frauen.“
Taha interpretierte die Suren des Koran vor dem Hintergrund zweier Lebensphasen des Propheten Mohammed: Den frühen, in Mekka offenbarten Suren wies eine überzeitliche, ethische Bedeutung zu. Die Suren aus Medina hingegen, aus denen sich auch das islamische Recht – die Sharia – ableiten ließ, hielt er für zeitbedingt und als historisches Modell nur für das 7. Jahrhundert gültig.
Auf dieser Grundlage formulierte Taha eine libertäre Rechtskritik und die Vision einer gewaltfreien und gesetzesfreien islamischen Gesellschaft. Dabei soll nicht darüber hinweggetäuscht werden, dass Taha wegen des Vorwurfes des Abfalls vom Islam zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass auch der Koran als heilige Schrift Gegenstand der Interpretation war und ist und eben keine monolothischer theologischer Block.
„Das grundlegende Prinzip im Islam ist Gemeinschaftlichkeit des Besitzes (suyu´al-mal) zwischen allen Menschen.“
https://anarchistsein.wordpress.com/category/islam/
https://de.wikipedia.org/wiki/Mahmud_Muhammad_Taha
Eine der bekanntesten anarchistischen Phrasen ist „Kein Gott, kein Herr“ , und doch werden immer wieder verschiedene Versuche unternommen, religiöse Formen den anarchistischen Gedanken dazu zu erfinden. Im Anarchopazifismus ist es der religiöse und spirituelle Einfluss von Leo Tolstoi, ehemalige WaldorfschuelerInnen versuchen mit Steiners „Dreigliederung“ (s. dazu Couplet) dem Anarchismus eine „spirituelle“ Note zu geben, andere gar Ähnlichkeiten zwischen dem Talmud und den libertären Ideen herbeizuschreiben.
In den letzten Jahren nun kommen verschiedene Versuche, den Islam und den Anarchismus miteinander zu vermischen (so neu auch nicht, hatte doch schon der eben erwähnte Tolstoi islamisches Denken durchaus bei seinen Schriften einfliessen lassen –
Die Revolten in Nordafrika, der Widerstand im Iran sowie die rassistische Hetze , die bis in die höchsten Stellen westeuropäischer und anderer Staaten gegen den „Islam“ geführt wird ,macht dieses Thema äusserst aktuell.
Zeit nun hier in verschiedenen Artikeln eine Reihe von anarchistischen Schriften über den Islam sowie Texte und Personen des islamischen „Anarchismus“ vorzustellen und zu versuchen uns anhand einiger persönlicher Biografien (Leda Rafanelli, Hakim Bey) auch den jeweiligen Motiven und – wie bei den „temporären Zonen“ eines Hakim Bey – den daraus erwachsenden neuen Ideen zu nähern.
Zu Beginn und aktuellen Anlässen folgend sei eine der wichtigen und einflussreichsten Figuren im 20. Jahrhundert erwähnt: Ali Shariati, einer der Ideologen der Islamischen Revolution im Iran, von dem Jean Paul Sartre sagte: „Ich habe keine Religion, aber wenn ich eine auswählen, wäre es die Schariatis “. Shariati wurde für seine Vorlesungen inhaftiert, die sehr beliebt bei den Studenten waren, und war gezwungen, aus dem den Iran zu fliehen. Er wurde kurz darauf in London wahrscheinlich vom SAVAK ermordet (offizielle Todesursache: Herzinfarkt).
Khan Abdul Ghaffar Khan wiederum war für seinen gewaltlosen Widerstand gegen die britische Herrschaft in Indien bekannt. Ein Pazifist, Moslem und ein enger Freund von Mahatma Gandhi, war er auch als Badshah Khan bekannt . Sein muslimischer Pazifismus gründete sich auf die anarcho-pazifistische Ideen von Henry Thoreau und Leo Tolstoi. Siehe auch „Die Kommune von Peschawar“
Selbstlose Handlung, Glaube und Liebe sind nach Badshah Khans Überzeugung das Wesen des Islam. Als „Khudai Khidmatgar“ („Gottesdiener“) war er der Meinung, dass „Gott“ keine Dienste benötigte – seiner Schöpfung zu dienen, bedeute, „Gott“ zu dienen.
Beim Eintritt in die Bewegung wurde geschworen, „jenen zu verzeihen, die einen unterdrückten oder grausam behandelten.“ Außerdem musste jedes Mitglied „ein einfaches Leben führen“ und mindestens zwei Stunden täglich Sozialdienst leisten.
(Erwähnt werden sollte dass es einige gibt , die Muammar al-Gaddafis „Vision „ die er in seinem „Grünen Buch“ dargestellt hat , als eine Art linker muslimischer Gesellschaft sehen – das erklärt zumindest die Zurückhaltung bestimmter „linker“ Kreise zum Aufstand in Libyen.)
Ein ganz anderes Kaliber als Badshah Khan die Gruppe „Hardline“. Sie war wohl eine radikale gewalttätige (Name gleich Programm) Ökologiebewegung mit islamistischen Tendenzen. Spaltete sich in mehrere explizit muslimische Organisationen wie Ahl-i-Allah („Die Leute von Allah“) und Taliyah al-Mahdi („Die Vorhut des Mahdi“)
Ganz in der Jetzt Zeit angesiedelt, versucht Mohamed Jean Veneuse mit seiner Schrift „Anarca-Islam“, eine Verbindung zu den heutigen sozialen Bewegungen herzustellen:
„Als Anarchist und als Muslim … , argumentiere ich für einen antikapitalistischen und antiautoritären Islam, einen „Anarca-Islam ', die zwei allgemein gehaltene Überzeugungen umstürzen wollen: Erstens, dass der Islam notwendigerweise autoritär und kapitalistisch ist, zweitens, dass Anarchismus notwendigerweise immer anti-religiös zu sein hat. Ich biete stattdessen „Anarca-Islam“, für aufgeschlossene nichtdogmatische Muslime und Anarchisten, sich besser zu verstehen und einander zu helfen, und damit besser zusammenarbeiten in den sozialen Bewegungen auf der Welt „
http://radiochiflado.blogsport.de/…/anarchismus-und-islam-…/
https://theanarchistlibrary.org/…/mohamed-jean-veneuse-anar…

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