Schulpflicht muss nicht sein







Der Mythos: Die allgemeine Schulpflicht in Deutschland garantiert einen geordneten Schulbetrieb. Sie sorgt dafür, dass alle Kinder regelmäßig zur Schule gehen und erfüllt damit vor allem auch eine soziale Funktion. Denn gerade Kindern aus sozial schwachen Familien, in denen die Eltern sich wenig darum kümmern, ob ihr Nachwuchs zur Schule geht, verhilft sie - notfalls auch mit Bußgeldbescheiden oder in Härtefällen mit Polizeieinsatz - zu Bildung.
Die Wirklichkeit: Als die allgemeine Schulpflicht 1871 als Staatsaufgabe in ganz Deutschland eingeführt wurde, waren zwar auch soziale Argumente zu hören - Bildung sollte für das "einfache Volk" zur Verfügung stehen -, im Kern aber ging es um etwas anderes: Nun beanspruchte der Staat die Oberaufsicht über die Bildungseinrichtungen vollkommen für sich allein.
Das Bildungsmonopol der Kirchen, das diese bis ins 18. Jahrhundert innegehabt hatten, wurde endgültig gebrochen. Heute jedoch wächst endlich die Einsicht, dass der Zwangscharakter der Schulpflicht die Bildungsfreiheiten unnötig einengt. Denn Eltern, die ihre Kinder weder den staatlichen Anstalten noch den konfessionellen oder pädagogischen Tendenzbetrieben wie Waldorf oder Montessori-Schulen anvertrauen möchten, haben keine Möglichkeit, die Bildung ihrer Kinder selbst in die Hand zu nehmen, etwa durch home-schooling, wie in den Vereinigten Staaten. Ein Blick in einige unserer Nachbarländer zeigt, dass auch ohne Schulpflicht keineswegs sofort das Bildungschaos ausbricht.

https://www.zeit.de/2001/49/Schulpflicht_muss_nicht_sein

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