Fresenius/Helios, Asklepios, Sana-Kliniken, Rhön-Klinikum: Das Geschäft mit unserer Gesundheit







Sind kranke Menschen noch Patienten oder längst auch Kunden? Was bedeuten Kostendruck, Bürokratie und demografischer Wandel für unser Gesundheitssystem? 

Möchten Sie so behandelt werden? Ruhiggestellt und abgeschoben statt liebevoll gepflegt – so sieht der Alltag in vielen Pflegeheimen aus. Kaum ein Pflegebedürftiger weiß wirklich, was ihn im Pflegeheim erwartet. Anders sieht es auch nicht in den Krankenhäusern aus. Gewinnmaximierung durch Personalabbau oder durch Einsetzen von Zeitarbeitern. 
Oft wollen wir ein Thema, über welches wir bereits berichteten, nur kurz updaten und es entpuppt sich dann als solch großer Skandal, dass sich damit ein ganzes Buch füllen ließe. Wir haben schon oft auf den Pflegenotstand hingewiesen, hofften, dass sich etwas ändern würde. Aber auch mit der neuen Koalition hat sich nicht wirklich etwas zum Positiven verändert. Die Pflege liegt am Boden. Und wir stellen fest: Die Änderungen unter Gesundheitsminister Hermann Gröhe dienen nur wieder den Pharmakonzernen. Bevor wir uns den Änderungen widmen, hier erst einmal aktuelle Schlagzeilen, die uns wieder auf das Problem Pflege aufmerksam machten:
Hamburgs Kliniken vor dem Kollaps – Schwerwiegende Mängel: Bremer Altenheim geschlossen –  Pflegenotstand am FEK Neumünster: Nur sechs Minuten pro Tag für die Pflege – Wegen des akuten Fachkräftemangels beim Pflegepersonal wird das Altenpflegeheim Dünwald in Hüpstedt mit sofortiger Wirkung komplett geschlossen. – Bad Soden: Staatsanwalt ermittelt – Pflegeheim im Visier: Wachkoma-Patient mit rätselhafter Verletzung. – Dauerstress in Krankenhäusern – Tbc–Fälle: Facharzt kritisiert Helios, Dr. Michael Schroers ist sich sicher, dass das Helios-Klinikum Tbc-Patienten zu früh entlassen hat – Bei neun Frühgeborenen auf der neonatologischen Station der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden hat sich am Mittwoch „die Besiedelung mit dem Keim MRSA bestätigt“. Dies erklärten die Kliniken in einer Pressemitteilung.- Zum Auftakt ihrer neuen Doku-Staffel bei RTL recherchierten die Reporter des „Teams Wallraff“ mit versteckter Kamera in deutschen Kliniken – und trafen auf unzumutbare Zustände: Überforderte Pfleger, vernachlässigte Patienten und ein immenser Spardruck scheinen Alltag zu sein.
Wir haben bewusst nur die Schlagzeilen gewählt, übrigens alles aktuelle Fälle, und stellen fest, ein altes Problem ist zu einer Katastrophe herangereift. Nicht nur die Pflegebedürftigen sind Opfer des Systems. Viele Pfleger arbeiten an der Grenze ihrer Belastbarkeit: Medikamente zusammenstellen, Essen verteilen, waschen – und das im Minutentakt. 
Das Deutsche Institut für Patientenforschung (DIP) warnte bereits im „Pflege-Thermometer 2007„, dass es in deutschen Kliniken zu wenig Pfleger gebe. Das bedeute eine Gefahr für frisch operierte Patienten, hieß es. Das DIP erklärte, seit 1995 seien rund 50 000 Pflegestellen (bis 2007) in deutschen Kliniken abgebaut worden. Schon da müssten aber pro Jahr rund eine Million Patienten mehr medizinisch versorgt und betreut werden. Die Arbeitsbelastung des Personals steige demzufolge flächendeckend an. Im Jahr 2006 seien so viele Überstunden geleistet worden, dass man dafür rund 5000 Pflegekräfte zusätzlich hätte einstellen müssen. Für die Studie waren Angaben aus mehr als 250 Kliniken ausgewertet worden.
Vor einem möglichen bundesweiten Pflegedienststerben warnte 2012 der Bundes­verband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa). Grund war das in Mecklenburg-Vorpommern in Kraft getretene Vergütungssystem für ambulante Pflege­dienste, das den Diensten nach eigenen Angaben bis zu 25 Prozent Einbußen bescherte. Auch den gemeinnützigen Pflegediensten von Caritas oder Diakonie in Baden-Württemberg geht es finanziell zunehmend schlechter. Ein Drittel steckt derzeit trotz Zuschüssen in den roten Zahlen, so ein Bericht ebenfalls aus 2012.
Das Jahr 2015 endete vor ein paar Tagen und was lesen wir? Nach dem Abbau von 50 000 Vollzeitstellen im Pflegedienst im Krankenhaus kann die Politik nicht weiter ignorieren, dass dies Konsequenzen für die Qualität der Versorgung hat – Bereits heute macht sich der Personalmangel in der Pflege bei den Patientinnen und Patienten negativ bemerkbar. Die Überforderung der professionell Pflegenden nimmt immer weiter zu. Die Patientensicherheit ist in unseren Krankenhäusern sowie Pflegeeinrichtungen akut gefährdet“, mahnte Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats, anlässlich des 1. Internationalen Tags der Patientensicherheit am 17. 09. 2015 in Berlin.
Hier sei uns nun eine Frage erlaubt: Stimmen die Zahlen überhaupt? Bereits im Zeitraum von 1995 bis 2007 waren 50 000  Pflegestellen abgebaut worden. Im September 2015 ist wieder von einem Stellenabbau von 50 000 die Rede. Müssen wir nun davon ausgehen, dass immer noch Stellen abgebaut werden?
„Der Gesetzentwurf des zweiten Pflegestärkungsgesetzes enthält keine konkreten Regelungen für mehr Pflegepersonal. Das ist enttäuschend“, kritisierte Westerfellhaus. „Doch ohne eine angemessene Personalausstattung wird die vom neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff erhoffte Verbesserung der pflegerischen Versorgung scheitern.“
Fällt Ihnen etwas auf? Will uns die Regierung weismachen, dass es keine Menschen gibt, die sich in diesem Beruf ausbilden lassen wollen? Wenn ja, warum?

https://netzfrauen.org/2016/05/13/freseniushelios-asklepios-sana-kliniken-rhoen-klinikum-das-geschaeft-mit-unserer-gesundheit-2/

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