Wahlenthaltung - Ein Mittel zur Vernichtung des Systems?






Was? Wahlenthaltung? Ein wirksames Mittel zur Zerbrechung des Systems? Ja, mehr noch, ein Mittel, um uns aus dieser Not zu befreien und einen besseren Zustand zu schaffen als der heutige ist? Um es gleich von vornherein zu sagen: Jawohl, Wahlenthaltung! Das ist die Überzeugung, die in diesen Bköttern verfochten wird; und nicht nur verfochten, sondern auch begründet. Und auch nicht nur Wahlenthaltung allein - damit wäre nicht viel gewonnen, wenn der einzelne, womöglich aus Bequemlichkeit, der Wahlurne fernbliebe-, nein, hier heißt die Losung: Kampf! - bewußter, begründete und ruhloser Kampf füt Wahlenthaltung als das einzige Mittel, um das heutige System zu überwinden und an seine Stelle ein besseres zu setzen! - Jawohl, Wahlenthaltung! - Ich kann mir ja denken, daß dieses Wort schon ausreicht, um manchen Parteifanatiker diese Blätter beiseitewerfen zu lassen. Es widerspricht ja auch so völlig seiner Parteireligion, wie es die Kritik, ausgeübt seitens einer anderen Partei, gar nicht vermöchte. Und trotzdem: sofern ihm noch das Schicksal seines Volkes mehr gilt als dasjenige seiner Partei, dann sei die Bitte an ihn gerichtet - und zwar allein um des Ergehens unseres Volkes halber-, die hier dargelegten Gründe in aller Ruhe zu prüfen. Und sind sie nicht stichhaltig, so muß es ja ein Leichtes sein, sie abzuschütteln, und um so leichter noch, je mehr das Programm seiner Parteikonfession das Alleinrichtige ist. Also, " nur immer ran an den Speck"!

Noch ein anderer Umstand sollte nicht zu unerheblich sein, um auch einen ehrlichen Parteimann zu veranlassen, diesen hier vorgetragenen Gedankengängen einmal nachzugehen; und das ist dieser: Keine Partei - sei es, welche es wolle - kann so ungeschminkt die ganze Wahrheit sagen, wie es hier in den Blättern bewußter Kämpfer für Wahlenthaltung möglich ist und auch geschehen wird. Keine! Das macht: hier wird nicht um Stimmen gebettelt!! Also braucht auch nicht zu Munde geredet zu werden und auch nichts verschwiegen! "Taktische" Rücksichten gibt es hier keine...Schon deswegen verlohnt es sich.

Eine Frage voran: Ist es wirklich nötig, zu untersuchen, was dieses System bisher dem Volke gebracht hat? Oder vielmehr: was es hätte bringen sollen und nicht gebracht hat? Ist es nötig, daß ich die furchtbaren Ziffern des Deutschen Elends noch erst hierhersetze? Steht das Ergebnis nicht deutlich genau vor uns? Die Arbeitslosigkeit, der allgemeine Zusammenbruch, der Inflationsraub und was da sonst noch alles ist? - Gewiß hat dieses System in dem Dutzend Jahren seines Bestandes für manchen recht Gutes gebracht. Daran ist kein Zweifel. Man denke dabei nur an die unerhörten Gehälter, die heute für gewisse Pöstchen bezahlt werden, während das Volk vor Not nicht aus noch ein weiß, und daran, was heute so ein richtiges Parteibuch alles vermag. Das macht: "In der Demokratie ist alles käuflich, auch die Parlamente"; und die zuerst. Ich verzichte darauf, diese empörenden Dinge hier im einzelnen aufzuzählen, da sie insofern ja auch genügend bekannt sein dürften, als die Parteien sie sich gegenseitig erschöpfend genug zum Vorwurf machen. Für das Volksganze aber hat dieses parlamentarische System der diätenlüsternen Parteibonzen nichts als eine enzige Katastrophe mit sich gebracht, und das zuerst einmal deshalb, weil es in seinem Wesen selbst begründet liegt, daß es den verfahrenen Karren nur immer noch tiefer in den Pfuhl hineinschieben kann, zum andern, weil es mehr im Besitze volksfeindlicher Gewalten ist als im Besitze des Deutschen Volkwillens selbst; nämlich im Besitze seiner verschiedenen "Interessentenhaufen", die unter sich die Rollen und Posten verteilen, Gelder über Gelder in das Geschäft stecken, lange "Wahllisten" aufstellen und dann o Wähler, dich herbeirufen, damit zu dem Ganzen den Nimbus der Gesetzlichkeit gibst.

Dieses System beruht auf dem Mehrheitsbeschluß, d.h. auf der Gewinnung der "Großen Zahl". - Und wodurch wird die "Große Zahl" herbeigeführt? In diesem System der Demagogie, d.h. der Volksverführung, im Wesentlichen durch nichts anderes als durch Versprechungen über Versprechungen für die gerade in Frage kommenden "Schafherden"; dabei pflegen diese Versprechungen um so erfolgreicher zu sein, je skrupelloser sie sind; zweitens: durch Niederträchtigkeiten gegen die "Anderen", gegen die sich mitbewerbenden Parteibetriebe, und drittens - und dies vor allem anderen-: durch Kompromisse und Halbheiten jeder Art! - Ist aber auf diese Weise schon jemals ein Volk aus seiner inneren und äußeren Not errettet worden? - "Schafft uns die Mehrheit", so gröhlts von rechts bis links, von den Nationalsozialisten bis zu den Kommunisten in einer sonst nicht gewohnten Übereinstimmung, so gröhlts nicht nur bei den Befüwrwortern dieses "demokratischen" Systems selbst, so gröhlts auch bei den "Antidemokraten", ja sogar bei den "rrrevolutionären" Gruppen, die dabei nocht nicht einmal verspüren, wie lächerlich sie sich damit machen. "Schafft uns die Mehrheit, und wir helfen euch!" Und gerade um der Erbettelung diese Mehrheit willen geht es mit der Zugeständnismacherei bereits in den Parteiprogrammen selbst an, indem man nä,lich von vornherein aus ihnen all das wegläßt, was wohl der Überzeugung von Millionen Anhängern nach dazu gehörte und ehrlicherweise auch mit darin stehen müßte, was aber irgendeinen Teil - verstimmen könnte und somit besser verschwiegen wird. So sollen nämich - um mit einem den Parteibeamten geläufigen Vergleich zu reden - "die dümmsten Kälber ihre eigenen Metzger wählen". Und sie tun es auch! Dieses erfolgreiche Verfahren der politischen Rattenfängerei wird "Taktik" genannt und durch die Bank in allen Parteien geübt. In allen! Von rechts bis links und ausnahmslos.

Du aber möchtest dieses Verfahren Betrug nennen, Deutscher Volksgenosse? Betrug von Deutschen an Deutschen? Dann hat dich dieses System noch nicht kaputt gemacht, dieses System, das ebenso entsittlichend wirkt wie es durch und durch unsittlich ist. Denn es entsittlicht schon, indem es verspricht und immerfort sich nur an die niedern Instinkte wendet. Man verspricht dabei immer auf Kosten der anderen und verteilt unter sich den Pelz des Bären, der noch gar nicht erlegt ist. Es entsittlicht noch mehr, indem es durch die Versprechungen dem Einzelnen das Bewußtsein raubt, daß er sich nur selber helfen kann, indem er mitkämpft, aber nicht irgendwelcher Geschenke von seiten der Abgeordneten harren darf. Doch Wählen ist noch lange kein Kämpfen! Es entsittlicht aber am meisten, indem es geradezu das System der Verantwortungslosigkeit ist. Denn wo die Zahl herrscht, der Mehrheitsbeschluß. und zudem noch der "Fraktionszwang", die "Parteidisziplin", dort gibt es kein Verantwortungsgefühl, dort stirbt dieses Wesen unweigerlich ab, ohne das es bekanntlich ein Zusammenleben von Menschen überhaupt nicht geben kann. Verantwortungbewußtsein hat niemals eine Vielheit, sondern stets nur der Einzelne, und gerade der Mehrheitbeschluß ist das sicherste Mittel, es allmählich im Einzelnen zum Ersterben zu bringen; denn wer sich ihm nicht unterwirft, wird kaltgestellt. "Die Partei (das "hohe Haus", die Mehrheit) hat es so beschlossen", so heißt dieses furchtbare, entsittlichende Wort, mit welchem dem Verantwortungsgefühl des Einzelnen "Entlastung" erteilt, womit es außer Betrieb gesetzt wird. Und wollte man sich gar an die Mehrheit selbst halten, so wird einem bedeutet, daß die verehrlichen Volksvertreter nur ihrem Gewissen verantwortlich sind - ganz gleichgültig, ob sie so ein Ding haben oder nicht, und daß im übrigen in der Verfassung der Mehrheitbeschluß als das Alleingültige beschworen ist - und damit basta! So bleibt zuguterletzt alles an einem Stückchen Papier hängen, und daß das nicht im eigentlichen Sinne verantwortlich gemacht werden kann, ist ja selbstverständlich. Darum auch sind Parlamentarismus, Betrug, Bestechung und Korruption nicht voneinander zu trennen. Und von solch einem System erwarten Millionen Deutsche Wähler noch Rettung...?

Kompromisse bilden das hervorstechende Wesen dieses Systems: Kompromisse in den Parteien, Kompromisse zwischen den Parteien, Kompromisse zwischen den Parteien und der "Regierung", Kompromisse in der "Regierung", Kompromisse hinten und vorn! Für das Volk aber läuft diese ganze Kompromißlerei auf nichts anderes hinaus als darauf, daß jede Partei ein Ende von ihrer Wurst abschneidet. Und was sie da abschneidet, das ist oftmals gerade das Renommier-Ende davon, das Ende, um das man sie gewählt hat! Die schäbigen Reste aber kommen in dem gemeinsamen Topf, und das Volk verdirbt sich den Magen daran!

Nein! Ein solches System der "goldenen Mittelstraße", der Mittelmäßigkeit, des "geringeren Übels". der Charakterlosigkeit, ein solches System, in dem es keinerlei Unbedingtheit und Gradheit mehr gibt, und das mithin ein System der Unsittlichkeit und Verantwortunglosigkeit ist, ein solches System des Futterneides und der widerlichen Postenjägerei. der Anonymität und Unpersönlichkeit, der Bestechung der Phrase, der wahnsinnigsten Parteiverbohrtheit und des nackten Volksbetruges, ein solches System, in dem auch nicht mehr ein einziger Funken Deutschen Geistes waltet, weder bei den "Nationalen" noch bei den "Internationalen", nein, ein solches System kann natürlich nicht stetig, planvoll und willensstark handeln. Es kann ja überhaupt nicht handeln! Es wird nur gehandelt, und zwar von Mächten, die jeder Deutsche kennen muß, wenn er die ganze Verruchtheit dieses Systems erkennen will.

Mit Recht sagt darum Rudolf Rocker:

" Das parlamentarische Regime hat lediglich den Zweck, dem System der Lüge und der sozialen Ungerechtfertigkeiten den Schein des legalen Rechts zu verleihen, den Sklaven zu veranlassen, seiner eigenen Sklaverei den Stempel des Gesetzes aufzudrücken."

Wessen aber bedürfte ein Volk in seiner größten Notzeit wohl mehr als planvollen, willenstarken Handelns! Darum ist dieses System schon allein seiner Beschaffenheit wegen nur wert, daß es vernichtet wird und somit der Platz freigemacht wird für jenes Deutschland der Zukunft, von dem General Ludendorff in seinen Kampfzielen fordert:

" Die Staatsgewalt sei stark und sittlich, ihre einzige Richtschnur das Wohl des gesamten Volkes; ob es monarchisch oder repubikanisch ist, ist heute von untergeordneter Bedeutung: wichtig allein, daß ein freier Deutscher Mann, nur sich und dem Volke verantwortlich, die Zügel der Regierung führt. Die Volksvertretung besteht aus den wertvollsten Deutsche, die voll für ihr Tun verantwortlich sind."

Wer will, daß dieses System noch länger "im Namen des Volkes" Gesetze macht, der wähle es, aber er bedenke: wer hinfort nicht wählt, der wählt den Vorteil der Bonzen, der wählt die Blutegel am Volkskörper, der züchtet politische Schieber, der wählt die Demoralisation und den allmählichen Selbstmord für das Volksganze, der wählt die Geißeln, mit denen er geschunden wird!

Wer aber nicht mehr wählt, der hat den ersten Schritt getan, um dieses System zum Sturz zu bringen. Und darum: Kampf für Wahlenthaltung!

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