Von Agenten und Konvertiten
Ahmed
Huber war ein zum Islam konvertierter Schweizer Bankmanager und
Journalist. Deutsche, Schweizer und amerikanische Behörden bezeichneten
ihn als Rechtsextremisten sowie als «Bindeglied zwischen der weltweiten
Revisionistenszene und islamistisch motivierten Antisemiten».
Ahmed Huber wurde als Albert Friedrich Armand Huber in einem protestantischen Elternhaus geboren. In den späten 1950er Jahren war er in der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz aktiv und kam durch ihre Unterstützung der algerischen Unabhängigkeitsbewegung erstmals mit dem Islam in Kontakt. Nachdem er in Genf in einem Zentrum der Muslimbrüder die islamischen Lehren studiert hatte, reiste er auf Anraten des damaligen ägyptischen Botschafters in der Schweiz Fathi al-Dhib nach Ägypten und trat dort 1962 offiziell zum Islam über.
In Ägypten machte er die Bekanntschaft von Mohammed Amin al-Husseini, Großmufti von Jerusalem und NS-Kollaborateur sowie SS-Mitglied, über den Huber sich 1965 in einem Interview positiv äußerte, und Johann von Leers, einem der radikalsten antisemitischen Publizisten des nationalsozialistischen Deutschen Reiches, der unter dem Namen Omar Amin von Leers zum Islam übergetreten war und eine führende Rolle als Propagandist für Gamal Abdel Nasser spielte. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz wurde Huber Vertrauter des Anwalts und Bankiers François Genoud, eines NS-Sympathisanten. In den 1970er und 1980er Jahren intensivierte Huber seine Kontakte zu Rechtsradikalen und Islamisten, insbesondere dem schiitischen Regime des Ruhollah Chomeini.
Bis 1981 arbeitete Ahmed Huber hauptberuflich als Bundeshausredaktor für den Schweizer Dienst der Nachrichtenagentur Deutscher Depeschendienst in Bern, zunächst unter Redaktionsleiter Wolfgang Kenntemich, dann unter Redaktionsleiter Urs C. Grassi. Später arbeitete Huber für das Verlagshaus Ringier AG, u. a. für Die Woche unter Frank A. Meyer.
Zeitgleich war Huber am Aufbau der Al Taqwa Bank («Gottesfurcht») im schweizerischen Lugano beteiligt und wurde eines von fünf Mitgliedern ihres Leitungsausschusses. Investoren der Bank waren u. a. Mitglieder der kuwaitischen Königsfamilie, der Familie Bin Laden und der in Katar ansässige Geistliche Yusuf al-Qaradawi. Im November 2001 wurden die Vermögenswerte der Finanzgruppe auf Weisung von US-Präsident George W. Bush eingefroren, da amerikanische Behörden Al Taqwa beschuldigten, Osama bin Laden und Al-Qaida finanziell zu unterstützen. Huber bestritt das, musste aber einräumen, sich mehrmals mit Bin-Laden-Anhängern in Beirut getroffen zu haben. Die Ermittlungen gegen Al Taqwa wurden im Mai 2005 eingestellt. Rechtsnachfolgerin der Al Taqwa wurde die Schweizer Firma Nada Management Corporation, in deren Verwaltungsrat Huber sass. 2006 liess die schweizerische Bundesanwaltschaft alle Bankkonten des Unternehmens sperren und dessen Büros durchsuchen.
Seit 1989 arbeitete Huber daneben an einer engeren Zusammenarbeit von Rechtsextremen und Islamisten gegen Israel und die Vereinigten Staaten («Jew-nited States of America», so Huber in einem Interview mit CNN). In den Vereinigten Staaten trat er beispielsweise als Vortragsredner bei der Nation of Islam auf, beim Europakongress 2000 der Jungen Nationaldemokraten sprach er zum Thema «Islam und Neue Rechte». Eine für den März 2001 geplante Konferenz in Beirut unter dem Titel «Revisionismus und Zionismus» wurde von der libanesischen Regierung verboten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ahmed_Huber
Johann von Leers, auch Johann-Jakob von Leers war ein deutscher NS-Publizist und Jurist. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde von Leers zum Universitätsprofessor für Geschichte ernannt. Häufig arbeitete er als Journalist. Er gehörte zeitlebens zu den umtriebigsten antisemitischen Propagandisten. 1955 ließ er sich in Ägypten nieder, konvertierte zum Islam und betrieb in Zusammenarbeit mit der ägyptischen Regierung weiterhin antisemitische Propaganda.
Er war von 1923 bis 1924 im Bund Wiking, danach im Jugendbund der Adler und Falken, einem ideologisch-propagandistischen Verein für Rassenbiologie und „nordische Kultur“ samt „germanischer Religion“, aktiv. Von 1926 bis 1928 arbeitete er im Auswärtigen Amt, als Kulturattaché für den Fernen Osten, wo er damit begann, sich intensiv mit der „Judenfrage“ zu beschäftigen. Die Menschheit müsse vor der „Versklavung durch die Juden“ gerettet werden. Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst kehrte Leers auf das stark verschuldete Familiengut Vietlübbe zurück, konnte aber dessen Konkurs und Verlust, für den er „die Juden“ verantwortlich machte, nicht verhindern. Am 1. August 1929 trat er in die NSDAP ein und wurde einer der engsten Mitarbeiter von Joseph Goebbels. Von jetzt an wurde er Versammlungsredner der Partei und Journalist des „Angriff“. Gleichzeitig wurde von Leers zum Hauptschriftleiter bzw. Mitherausgeber der NS-Zeitschrift Wille und Weg. 1932 veröffentlichte er die Biographie Adolf Hitler, die fortan von der Partei als maßgebend betrachtet wurde.
Am 14. Mai 1936 erfolgte von Leers' Aufnahme in die SS als Untersturmführer (später befördert zum Obersturmführer) und seine Ernennung zum SS-Führer beim Stab des Rasse- und Siedlungshauptamtes. Seine Begeisterung für das „Bauerntum“ und dessen vorgeblich arteigene Gesinnung führte ihn zur Zusammenarbeit mit Walther Darré und dessen „Reichsnährstand“.
Leers war befreundet mit den Rassisten Ernst Bergmann, Gläubiger einer „Odinsreligion“, und dem Rassebiologen Hans F. K. Günther. Er gehörte 1933/34 zeitweise zum Führerrat der von Jakob Wilhelm Hauer gegründeten Deutschen Glaubensbewegung, in der Rassismus und Religion verbunden wurden. Jede Rasse besitze ein eigenes „religiöses Artbild“. Das Christentum war für Leers eine Mischung von „Minderwertigkeit und jüdischer Philosophie“. Für seine antichristlichen Aktivitäten erhielt Leers Schutz von Rudolf Heß und Wilhelm Frick, traf aber auf die Gegnerschaft seines früheren Förderers Goebbels, der zu dieser Zeit keinen Machtkampf mit den Kirchen wünschte. In der Folge befand sich Leers im gleichen ideologischen Lager wie Alfred Rosenberg und der Bauernminister Walther Darré.
Leers war Vorstandsmitglied einer „Gesellschaft für Germanische Ur- und Frühgeschichte“ und gab daher die „Nordische Welt“ heraus. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, die Lehre des Herman Wirth zu propagieren; Leers und Wirth kannten sich seit 1933 aus der Hauer-Bewegung; Leers hatte Wirth 1934 mit Himmler bekannt gemacht. Mit Heinrich Himmler hatte er als Kader beim Ahnenerbe viel zu tun.
Leers durfte an der Berliner Verwaltungsakademie zunächst (1933) die „Abteilung für Außenpolitik und Auslandskunde“ leiten, dann die Erwachsenenbildung nationalsozialistisch ausrichten. Seit 1933 war er Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik. 1936 erhielt er an der Universität Jena einen Lehrauftrag, genannt „Deutsche Rechts-, Wirtschafts- und politische Geschichte auf rassischer Grundlage“, wurde 1938 außerplanmäßiger Professor und bekam im März 1940 einen Lehrstuhl für „Deutsche Geschichte, insbesondere deutsche Bauerngeschichte“, ohne dass er Geschichte studiert, geschweige denn sich habilitiert hätte. Jena galt als NS-Hochburg. Im vom Meer weit entfernten Jena wurde 1942 ein „Seminar für Seegeschichte und Seegeltung“ neu errichtet, dessen Leiter er wurde. Zu seinen Assistentinnen in Jena gehörten Ingeborg Meinhof und Renate Riemeck (später die Pflegemutter der Rote-Armee-Fraktion-Kämpferin Ulrike Meinhof), die 1943 durch ihn promoviert wurden.
1945/46 war von Leers in der amerikanischen Besatzungszone interniert, konnte jedoch fliehen und lebte die nächsten Jahre unter falschem Namen in der britischen Besatzungszone in der Nähe von Bonn. 1950 floh er weiter über Hamburg nach Buenos Aires, wo er im deutschen Dürer-Verlag gemeinsam mit Dieter Vollmer als Verlagslektor wirkte; hier war er für das Buchprogramm und die Herausgabe der Zeitschrift Der Weg für die nazi-deutsche Minderheit in Argentinien mitverantwortlich, in der er bis 1955 weiter den Hass gegen die „Judentyrannei“ predigte. Nach dem Sturz Perons, und damit dem Verlust der ideologischen Unterstützung eines „dritten Wegs“ zwischen Kapitalismus und Kommunismus durch die Regierung, fand dies ein Ende. In Deutschland publizierte Leers unverdrossen in mehreren rechtsextremen Zeitungen unter verschiedenen Pseudonymen.
1955 ließ von Leers sich in al-Maʿādī bei Kairo in Ägypten nieder (er wurde vom Mufti Mohammed Amin al-Husseini in Kairo persönlich begrüßt) und konvertierte 1957 vom Christentum zum Islam, wonach er sich Omar Amin von Leers nannte. Der Islam war für ihn von jetzt an bis zum Tod „der einzige Retter der Menschheit“; das Christentum kennzeichnete er als „auf dem Wege der Fäulnis, und das Schicksal seiner Kirchen ist die moralische Zersetzung, so dass sie Eidgenossen des internationalen Zionismus und Mittel israelischer Propaganda werden“.
Unter Staatspräsident Gamal Abdel Nasser war von Leers im ägyptischen Auslandspropagandadienst, genannt Information Department, tätig. Coogan nennt ihn auch den Leiter eines „Institute for the Study of Zionism“, das es seit 1953 in Kairo gab. Während dieser Zeit versuchte seine Frau Gesine von Leers, geb. Schmaltz (1891–1974), in Deutschland jahrelang erfolglos, eine politische Amnestie für ihren Gatten zu erwirken. Durch al-Husseini, den er in dessen Exil in Berlin 1941 kennengelernt hatte, gelangte er immer mehr zur Ansicht, den Kampf gegen die Juden als einen religiösen aufzufassen. „Als Religion hat der Islam tatsächlich einen ewigen Dienst geleistet: Er verhinderte die drohende Eroberung Arabiens durch die Juden und besiegte die schrecklichen Lehren Jehovas durch eine reine Religion“, schrieb er. Mit reiner Religion meint er den Islam als das nationale „Artbild“ der Araber, im Gegensatz zu „universalen Religionen“, die für ihn vom Judentum verseucht sind.
Während seiner Zeit in Ägypten lernte er auch Ahmed Huber, einen vom Protestantismus zum Islam konvertierten Bankmanager und Journalisten aus der Schweiz, kennen. Er verhalf Hans Eisele, einem KZ-Arzt, 1958 zur Flucht vor einem drohenden Prozess. Ludwig Zind empfahl er erfolgreich den Weg nach Kairo, um sich vor einem möglichen Zugriff der deutschen Justiz zu schützen.
Der Bundesnachrichtendienst gab 2013 bekannt, dass von Leers in zwei Perioden in Ägypten sein Mitarbeiter gewesen ist: 1957 bis 1959 unter dem Namen Nazi-Emi und ab 1961 als Hannes. In den Archivalien, soweit bekanntgemacht, wird von Leers' Rolle im BND als unergiebig bezeichnet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Leers
François Genoud war ein Schweizer Bankier und Helfer von NS-Verbrechern sowie arabischen Terroristen. Unter anderem finanzierte er die Rechtsbeistände von Adolf Eichmann, Klaus Barbie und Ilich Ramírez Sánchez.
Während seines Studiums in Deutschland traf der junge Genoud im Herbst 1932 in einem Hotel in Bad Godesberg mit Adolf Hitler zusammen. Zurück in der Schweiz, trat er 1934 der Nationalen Front bei. Wenige Jahre später reiste Genoud nach Palästina, wo er Mohammed Amin al-Husseini traf. Gitta Sereny zufolge betrachtete al-Husseini Genoud bis zu seinem Tod als seinen Vertrauten und übertrug diesem seine Finanzgeschäfte. In den folgenden Jahren reiste Genoud oft nach Berlin und in den Nahen Osten, wo er mit deutschen und Schweizer Nachrichtendiensten zusammenarbeitete. 1941 schickte ihn der bei der Abwehr tätige Paul Dickopf, der 1942 mit Genouds Hilfe in der Schweiz untertauchte, nach Deutschland, in die Tschechoslowakei, nach Ungarn und Belgien. In dieser Zeit freundete sich Genoud mit mehreren hochrangigen SS-Männern an, darunter Karl Wolff, arbeitete als „Gestapo-Spitzel“, gewährte „Dickopf in Lausanne ein Jahr Unterschlupf“ und zeigte sich als „glühender Verehrer des Nationalsozialismus“.
Nach dem Krieg beteiligte sich Genoud finanziell an der Fluchthilfe für NS-Verbrecher (vgl. ODESSA) sowie an der Verteidigung von Adolf Eichmann und anderen. Bei den Nürnberger Prozessen freundete sich Genoud mit Hermann-Bernhard Ramcke an und traf später mit ihm und Heinz Guderian in Köln zusammen. Unter nicht vollständig geklärten Umständen brachte er sich zum Kriegsende in den Besitz umfassender Dokumente und sonstiger Nachlässe Martin Bormanns. Darunter befanden sich Niederschriften von vertraulichen Gesprächen Adolf Hitlers sowie persönliche Briefe Bormanns. Nach eigener Aussage kaufte er den Nachlass von dem italienischen Beauftragten für die Rückführung von Kunstgütern Rodolfo Siviero bzw. dessen Untergebenen. Anderen Angaben zufolge übernahm er die Sachen von dem SS-Offizier und Bormann-Mitarbeiter Helmut von Hummel während dessen Flucht vom Obersalzberg nach Südtirol. Denkbar ist auch, dass ein Teil des Nachlasses während dieser Flucht in Genouds Hände gelangte, während der Rest an seinem Bestimmungsort von Siviero konfisziert und später an Genoud verkauft wurde. 1948 sicherte sich Genoud die Veröffentlichungsrechte an den Schriftstücken von dem Nachlassbevollmächtigten der Bormann-Waisen Theodor Schmitz. Über Verträge mit den Angehörigen Joseph Goebbels’ erlangte er im Jahr 1955 zudem die Urheberrechte an dessen Tagebüchern.
Die Authentizität der von Genoud vorgelegten Bormann-Diktate wird von manchen Historikern angezweifelt. Seinem Biographen Willi Winkler zufolge manipulierte er angebliche Äußerungen Hitlers in den Text. Zusammen mit Hans-Joachim Rechenberg arbeitete Genoud bei der Vermarktung des Nachlasses von Martin Bormann und beim Prozess gegen Adolf Eichmann 1961 für die Zwischenfinanzierung von dessen Verteidigung.
Später engagierte sich Genoud im arabischen Nationalismus und finanzierte dafür die Verbreitung antijüdischer sowie antiisraelischer Propaganda sowie Waffenlieferungen an den Front de Libération Nationale. Darüber hinaus tätigte er Investitionen für Hjalmar Schacht, u. a. in Marokko.
1964 entkam Genoud dank Intervention des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser knapp der Verhaftung wegen dubioser Finanzgeschäfte in Algerien, wobei 15 Millionen US-Dollar auf Schweizer Konten gelangt waren, die 15 Jahre später wieder an Algerien zurückgegeben wurden.
Genoud betrachtete Hitler nicht als Menschheitsverbrecher, sondern als Idealisten, der es im Krieg mit den Juden etwas übertrieben habe. Mit Auschwitz habe Hitler ohnehin nichts zu tun gehabt, behauptete er bis zum Schluss: „Das ist alles falsch […] Es gibt sogar Dokumente dafür.“ Der britischen Journalistin Gitta Sereny sagte er: „The truth is, I loved Hitler.“ Aus widersprüchlichen Äußerungen zur Frage des Holocaust wurde geschlossen, er habe die Faktizität des Holocaust nicht als solche geleugnet, sondern nur dessen Ausmaße verharmlost; gleichzeitig leugnete er jedoch, dass es einen systematischen Plan zur Ausrottung der Juden gegeben habe. Auch anderen Quellen zufolge hat er den Holocaust überhaupt geleugnet.
Mit seiner „Rechtsberaterin Cordula Schacht, der Tochter des nationalsozialistischen Ministers [Hjalmar Schacht]“, so der Historiker Bernd Sösemann, „finanzierte [Genoud] die Verteidigung von Nationalsozialisten […] Er fälschte Dokumente und verfasste krass antisemitische Veröffentlichungen. Mit der Publikation der von Goebbels und seinen Helfern fabrizierten Texten [sic!] verfolgte er beharrlich sein öffentlich mehrmals verkündetes Hauptziel: er wolle die nationalsozialistische Führung überall ‚ausgiebig zu Wort komm[en] lassen‘. Goebbels ‚ist ein großer Mann […], der sich gut verteidigt, wenn man ihm die Gelegenheit gibt, sich auszusprechen‘.“ Bis heute werden, hälftig zwischen Nachlassverwalter und Goebbels-Erben aufgeteilt, „jedes Mal, wenn urheberrechtlich geschützte Werke von Joseph Goebbels veröffentlicht werden, Tantiemen an seine Erben fällig […] Bei Peter Longerichs Goebbels-Biographie (München 2010) werden die Erben sogar am Absatz beteiligt.“ Kurz vor seinem Freitod im Jahr 1996 übertrug Genoud seine Anteile am Erlös an seine Nachfolgerin als Nachlassverwalterin, Cordula Schacht, welche nun „die alleinige Verfügung an den Urheberrechten der Werke von Joseph Goebbels“ innehat. Die Verlagsgruppe Random House, die die englische Übersetzung von Longerichs Buch herausbringen will, weigerte sich aus rechtlichen und moralischen Gründen, an Schacht Tantiemen zu zahlen und wurde von ihr vor dem Landgericht München I verklagt.
Nachdem im Februar 1969 drei Mitglieder der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) ein Flugzeug der El Al auf dem Flughafen Zürich beim Attentat in Kloten angegriffen hatten, ließ Genoud ihren Verteidiger Jacques Vergès durch eine seiner Banken bezahlen und fungierte im November 1969 als dessen Berater.
Als 1972 eine Boeing 747 der Lufthansa durch den palästinensischen Terroristen Wadi Haddad auf dem Flug von Bombay nach Frankfurt am Main entführt wurde, übermittelte Genoud die Lösegeldforderung. Nachdem 5 Millionen US-Dollar an die PFLP bezahlt waren, flog die Maschine nach Jemen, wo Passagiere und Crew freigelassen wurden.
Genoud war ein enger Vertrauter von Ilich Ramírez Sánchez, dem als „Carlos der Schakal“ bekannt gewordenen Terroristen. Ende der 1980er-Jahre besuchte Genoud ihn regelmäßig in seinem Exil in Damaskus. Als Syrien Sánchez auf internationalen Druck hin auswies, war er ihm bei seiner Ausreise in den Sudan behilflich. 1994 wurde Sánchez in Khartum verhaftet und in Frankreich vor Gericht gestellt. Genoud blieb bis zu seinem Tod mit ihm in brieflichem Kontakt und besuchte ihn mehrmals im Gefängnis. Es wird allerdings für möglich gehalten, dass Genoud Sánchez schließlich selbst verriet.
Trotz seiner jahrzehntelangen Tätigkeit im Milieu des internationalen Rechtsextremismus und Terrorismus wurde Genoud in seiner Schweizer Heimat nicht strafverfolgt. Zwar wurde sein Telefon abgehört und seine Post kontrolliert, doch konnten nie konkrete Gesetzesverstöße nachgewiesen werden. Er unterhielt vielfältige Geheimdienstkontakte und wurde von den Diensten als nützliche Kontaktperson betrachtet, die man lieber in Freiheit sehen wollte, um die Bewegungen internationaler Terroristen besser verfolgen zu können.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_Genoud
Paul (Paulinus) Dickopf galt als Architekt beim Aufbau des Bundeskriminalamtes (BKA), war in der Zeit von 1965 bis 1971 selbst dessen Präsident und arbeitete gleichzeitig für die CIA. Als „Alt-Kriminalist“ prägte er durch seine Arbeit die Kriminalitätsbekämpfung Deutschlands, deren Organisation (teilweise sogar Terminologie) zu großen Teilen der des Nationalsozialismus entsprochen hat, bis in die 1970er Jahre.
Hansjakob Stehle schrieb 1977 in der Zeit, Dickopf habe sich nach seiner „Flucht“ zu Genoud in die Schweiz nicht nur seinem Gastland und dem amerikanischen Geheimdienst angedient, sondern vor allem Informationen nach München für Martin Bormanns Parteikanzlei geliefert. Die Zusammenarbeit als „klassischer Doppelagent“ mit der CIA wird von Dieter Schenk im Detail dargestellt. Schenk sieht in dieser Zusammenarbeit die Grundlage für Dickopfs spätere Beeinflussung der Gründung des BKA über seine Empfehlungen an die CIA, die von den alliierten Behörden an deutsche Stellen weitergeleitet wurden. „Dickopfs Stellung als nunmehr anerkannter Experte war so dominant, dass er in diesen Fragen maßgeblich die CIA beeinflusste und diese wiederum den amerikanischen Hochkommissar.“
Am 10. Oktober 1945 erhielt er die schriftliche Mitteilung der Schweizer Bundesanwaltschaft, dass er aus dem Status des politischen Flüchtlings entlassen sei. Mit einer Empfehlung des OSS, der militärischen Abwehr der Amerikaner, gezeichnet von einem Mitarbeiter von Allen Welsh Dulles, kehrte er – nach mehreren vorangegangenen kurzen Aufenthalten – endgültig im Februar 1947 nach Deutschland zurück. Ab 1948 hatte er regelmäßigen Kontakt zu einem Verbindungsoffizier der Central Intelligence Agency.
Im Mai 1950 folgte Dickopfs Anstellung beim Bundesministerium des Innern als Regierungs- und Kriminalrat. Unter dem ersten BKA-Präsidenten Max Hagemann seit 1951 mit dem Aufbau des Amtes befasst, avancierte er 1952 nach der Aufnahme des BKA in die Internationale Kriminalpolizeiliche Organisation IKPO (Interpol) zum Chef des deutschen Interpol-Zentralbüros. Ab November 1952 fungierte Dickopf als Ständiger Vertreter des BKA-Präsidenten.
1968 wurde er zum Präsidenten von Interpol gewählt, was Dickopf angeblich den guten Kontakten François Genouds zum arabischen Lager verdankte. Dickopfs Amtsführung beim BKA geriet zusehends unter heftige Kritik. Man warf ihm Inkompetenz, Unfähigkeit zur Rationalisierung von Arbeitsabläufen, mangelnde Zusammenarbeit mit den Landeskriminalämtern und Fehler bei der Verbrechensbekämpfung vor. 1971 wurde Dickopf schließlich in den Ruhestand versetzt, zum 1. Juli legte er auch alle anderen Ämter nieder. Trotz aller Kritik nannte ihn der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher in seiner Abschiedsrede „ein Vorbild für die gesamte deutsche Polizei“.
Laut Unterlagen des Washingtoner Nationalarchivs, die 2007 freigegeben wurden, wurden vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA von 1965 bis 1971 Zahlungen an Dickopf getätigt, entsprechend seiner Amtszeit als BKA-Präsident. Der US-Geheimdienst selbst führte ihn in den Akten als unilateralen Agenten. Der damalige europäische CIA-Chef verzeichnete in einer Notiz zu Dickopf: „Unsere grundlegende Beziehung mit Herrn Dickopf ist heimlicher Art, aber die offiziellen Kontakte werden als Deckmantel für Treffen mit ihm benutzt“. Der CIA verriet Dickopf Informationen über Spitzenbeamte sowie Interna des BKA und anderer Behörden. Sein Deckname als CIA-Informant war „Caravel“, Agentennummer 09610, sein Agentenführer war Thomas Polgar.
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Dickopf
Ahmed Huber wurde als Albert Friedrich Armand Huber in einem protestantischen Elternhaus geboren. In den späten 1950er Jahren war er in der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz aktiv und kam durch ihre Unterstützung der algerischen Unabhängigkeitsbewegung erstmals mit dem Islam in Kontakt. Nachdem er in Genf in einem Zentrum der Muslimbrüder die islamischen Lehren studiert hatte, reiste er auf Anraten des damaligen ägyptischen Botschafters in der Schweiz Fathi al-Dhib nach Ägypten und trat dort 1962 offiziell zum Islam über.
In Ägypten machte er die Bekanntschaft von Mohammed Amin al-Husseini, Großmufti von Jerusalem und NS-Kollaborateur sowie SS-Mitglied, über den Huber sich 1965 in einem Interview positiv äußerte, und Johann von Leers, einem der radikalsten antisemitischen Publizisten des nationalsozialistischen Deutschen Reiches, der unter dem Namen Omar Amin von Leers zum Islam übergetreten war und eine führende Rolle als Propagandist für Gamal Abdel Nasser spielte. Nach seiner Rückkehr in die Schweiz wurde Huber Vertrauter des Anwalts und Bankiers François Genoud, eines NS-Sympathisanten. In den 1970er und 1980er Jahren intensivierte Huber seine Kontakte zu Rechtsradikalen und Islamisten, insbesondere dem schiitischen Regime des Ruhollah Chomeini.
Bis 1981 arbeitete Ahmed Huber hauptberuflich als Bundeshausredaktor für den Schweizer Dienst der Nachrichtenagentur Deutscher Depeschendienst in Bern, zunächst unter Redaktionsleiter Wolfgang Kenntemich, dann unter Redaktionsleiter Urs C. Grassi. Später arbeitete Huber für das Verlagshaus Ringier AG, u. a. für Die Woche unter Frank A. Meyer.
Zeitgleich war Huber am Aufbau der Al Taqwa Bank («Gottesfurcht») im schweizerischen Lugano beteiligt und wurde eines von fünf Mitgliedern ihres Leitungsausschusses. Investoren der Bank waren u. a. Mitglieder der kuwaitischen Königsfamilie, der Familie Bin Laden und der in Katar ansässige Geistliche Yusuf al-Qaradawi. Im November 2001 wurden die Vermögenswerte der Finanzgruppe auf Weisung von US-Präsident George W. Bush eingefroren, da amerikanische Behörden Al Taqwa beschuldigten, Osama bin Laden und Al-Qaida finanziell zu unterstützen. Huber bestritt das, musste aber einräumen, sich mehrmals mit Bin-Laden-Anhängern in Beirut getroffen zu haben. Die Ermittlungen gegen Al Taqwa wurden im Mai 2005 eingestellt. Rechtsnachfolgerin der Al Taqwa wurde die Schweizer Firma Nada Management Corporation, in deren Verwaltungsrat Huber sass. 2006 liess die schweizerische Bundesanwaltschaft alle Bankkonten des Unternehmens sperren und dessen Büros durchsuchen.
Seit 1989 arbeitete Huber daneben an einer engeren Zusammenarbeit von Rechtsextremen und Islamisten gegen Israel und die Vereinigten Staaten («Jew-nited States of America», so Huber in einem Interview mit CNN). In den Vereinigten Staaten trat er beispielsweise als Vortragsredner bei der Nation of Islam auf, beim Europakongress 2000 der Jungen Nationaldemokraten sprach er zum Thema «Islam und Neue Rechte». Eine für den März 2001 geplante Konferenz in Beirut unter dem Titel «Revisionismus und Zionismus» wurde von der libanesischen Regierung verboten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ahmed_Huber
Johann von Leers, auch Johann-Jakob von Leers war ein deutscher NS-Publizist und Jurist. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde von Leers zum Universitätsprofessor für Geschichte ernannt. Häufig arbeitete er als Journalist. Er gehörte zeitlebens zu den umtriebigsten antisemitischen Propagandisten. 1955 ließ er sich in Ägypten nieder, konvertierte zum Islam und betrieb in Zusammenarbeit mit der ägyptischen Regierung weiterhin antisemitische Propaganda.
Er war von 1923 bis 1924 im Bund Wiking, danach im Jugendbund der Adler und Falken, einem ideologisch-propagandistischen Verein für Rassenbiologie und „nordische Kultur“ samt „germanischer Religion“, aktiv. Von 1926 bis 1928 arbeitete er im Auswärtigen Amt, als Kulturattaché für den Fernen Osten, wo er damit begann, sich intensiv mit der „Judenfrage“ zu beschäftigen. Die Menschheit müsse vor der „Versklavung durch die Juden“ gerettet werden. Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst kehrte Leers auf das stark verschuldete Familiengut Vietlübbe zurück, konnte aber dessen Konkurs und Verlust, für den er „die Juden“ verantwortlich machte, nicht verhindern. Am 1. August 1929 trat er in die NSDAP ein und wurde einer der engsten Mitarbeiter von Joseph Goebbels. Von jetzt an wurde er Versammlungsredner der Partei und Journalist des „Angriff“. Gleichzeitig wurde von Leers zum Hauptschriftleiter bzw. Mitherausgeber der NS-Zeitschrift Wille und Weg. 1932 veröffentlichte er die Biographie Adolf Hitler, die fortan von der Partei als maßgebend betrachtet wurde.
Am 14. Mai 1936 erfolgte von Leers' Aufnahme in die SS als Untersturmführer (später befördert zum Obersturmführer) und seine Ernennung zum SS-Führer beim Stab des Rasse- und Siedlungshauptamtes. Seine Begeisterung für das „Bauerntum“ und dessen vorgeblich arteigene Gesinnung führte ihn zur Zusammenarbeit mit Walther Darré und dessen „Reichsnährstand“.
Leers war befreundet mit den Rassisten Ernst Bergmann, Gläubiger einer „Odinsreligion“, und dem Rassebiologen Hans F. K. Günther. Er gehörte 1933/34 zeitweise zum Führerrat der von Jakob Wilhelm Hauer gegründeten Deutschen Glaubensbewegung, in der Rassismus und Religion verbunden wurden. Jede Rasse besitze ein eigenes „religiöses Artbild“. Das Christentum war für Leers eine Mischung von „Minderwertigkeit und jüdischer Philosophie“. Für seine antichristlichen Aktivitäten erhielt Leers Schutz von Rudolf Heß und Wilhelm Frick, traf aber auf die Gegnerschaft seines früheren Förderers Goebbels, der zu dieser Zeit keinen Machtkampf mit den Kirchen wünschte. In der Folge befand sich Leers im gleichen ideologischen Lager wie Alfred Rosenberg und der Bauernminister Walther Darré.
Leers war Vorstandsmitglied einer „Gesellschaft für Germanische Ur- und Frühgeschichte“ und gab daher die „Nordische Welt“ heraus. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, die Lehre des Herman Wirth zu propagieren; Leers und Wirth kannten sich seit 1933 aus der Hauer-Bewegung; Leers hatte Wirth 1934 mit Himmler bekannt gemacht. Mit Heinrich Himmler hatte er als Kader beim Ahnenerbe viel zu tun.
Leers durfte an der Berliner Verwaltungsakademie zunächst (1933) die „Abteilung für Außenpolitik und Auslandskunde“ leiten, dann die Erwachsenenbildung nationalsozialistisch ausrichten. Seit 1933 war er Dozent an der Deutschen Hochschule für Politik. 1936 erhielt er an der Universität Jena einen Lehrauftrag, genannt „Deutsche Rechts-, Wirtschafts- und politische Geschichte auf rassischer Grundlage“, wurde 1938 außerplanmäßiger Professor und bekam im März 1940 einen Lehrstuhl für „Deutsche Geschichte, insbesondere deutsche Bauerngeschichte“, ohne dass er Geschichte studiert, geschweige denn sich habilitiert hätte. Jena galt als NS-Hochburg. Im vom Meer weit entfernten Jena wurde 1942 ein „Seminar für Seegeschichte und Seegeltung“ neu errichtet, dessen Leiter er wurde. Zu seinen Assistentinnen in Jena gehörten Ingeborg Meinhof und Renate Riemeck (später die Pflegemutter der Rote-Armee-Fraktion-Kämpferin Ulrike Meinhof), die 1943 durch ihn promoviert wurden.
1945/46 war von Leers in der amerikanischen Besatzungszone interniert, konnte jedoch fliehen und lebte die nächsten Jahre unter falschem Namen in der britischen Besatzungszone in der Nähe von Bonn. 1950 floh er weiter über Hamburg nach Buenos Aires, wo er im deutschen Dürer-Verlag gemeinsam mit Dieter Vollmer als Verlagslektor wirkte; hier war er für das Buchprogramm und die Herausgabe der Zeitschrift Der Weg für die nazi-deutsche Minderheit in Argentinien mitverantwortlich, in der er bis 1955 weiter den Hass gegen die „Judentyrannei“ predigte. Nach dem Sturz Perons, und damit dem Verlust der ideologischen Unterstützung eines „dritten Wegs“ zwischen Kapitalismus und Kommunismus durch die Regierung, fand dies ein Ende. In Deutschland publizierte Leers unverdrossen in mehreren rechtsextremen Zeitungen unter verschiedenen Pseudonymen.
1955 ließ von Leers sich in al-Maʿādī bei Kairo in Ägypten nieder (er wurde vom Mufti Mohammed Amin al-Husseini in Kairo persönlich begrüßt) und konvertierte 1957 vom Christentum zum Islam, wonach er sich Omar Amin von Leers nannte. Der Islam war für ihn von jetzt an bis zum Tod „der einzige Retter der Menschheit“; das Christentum kennzeichnete er als „auf dem Wege der Fäulnis, und das Schicksal seiner Kirchen ist die moralische Zersetzung, so dass sie Eidgenossen des internationalen Zionismus und Mittel israelischer Propaganda werden“.
Unter Staatspräsident Gamal Abdel Nasser war von Leers im ägyptischen Auslandspropagandadienst, genannt Information Department, tätig. Coogan nennt ihn auch den Leiter eines „Institute for the Study of Zionism“, das es seit 1953 in Kairo gab. Während dieser Zeit versuchte seine Frau Gesine von Leers, geb. Schmaltz (1891–1974), in Deutschland jahrelang erfolglos, eine politische Amnestie für ihren Gatten zu erwirken. Durch al-Husseini, den er in dessen Exil in Berlin 1941 kennengelernt hatte, gelangte er immer mehr zur Ansicht, den Kampf gegen die Juden als einen religiösen aufzufassen. „Als Religion hat der Islam tatsächlich einen ewigen Dienst geleistet: Er verhinderte die drohende Eroberung Arabiens durch die Juden und besiegte die schrecklichen Lehren Jehovas durch eine reine Religion“, schrieb er. Mit reiner Religion meint er den Islam als das nationale „Artbild“ der Araber, im Gegensatz zu „universalen Religionen“, die für ihn vom Judentum verseucht sind.
Während seiner Zeit in Ägypten lernte er auch Ahmed Huber, einen vom Protestantismus zum Islam konvertierten Bankmanager und Journalisten aus der Schweiz, kennen. Er verhalf Hans Eisele, einem KZ-Arzt, 1958 zur Flucht vor einem drohenden Prozess. Ludwig Zind empfahl er erfolgreich den Weg nach Kairo, um sich vor einem möglichen Zugriff der deutschen Justiz zu schützen.
Der Bundesnachrichtendienst gab 2013 bekannt, dass von Leers in zwei Perioden in Ägypten sein Mitarbeiter gewesen ist: 1957 bis 1959 unter dem Namen Nazi-Emi und ab 1961 als Hannes. In den Archivalien, soweit bekanntgemacht, wird von Leers' Rolle im BND als unergiebig bezeichnet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Leers
François Genoud war ein Schweizer Bankier und Helfer von NS-Verbrechern sowie arabischen Terroristen. Unter anderem finanzierte er die Rechtsbeistände von Adolf Eichmann, Klaus Barbie und Ilich Ramírez Sánchez.
Während seines Studiums in Deutschland traf der junge Genoud im Herbst 1932 in einem Hotel in Bad Godesberg mit Adolf Hitler zusammen. Zurück in der Schweiz, trat er 1934 der Nationalen Front bei. Wenige Jahre später reiste Genoud nach Palästina, wo er Mohammed Amin al-Husseini traf. Gitta Sereny zufolge betrachtete al-Husseini Genoud bis zu seinem Tod als seinen Vertrauten und übertrug diesem seine Finanzgeschäfte. In den folgenden Jahren reiste Genoud oft nach Berlin und in den Nahen Osten, wo er mit deutschen und Schweizer Nachrichtendiensten zusammenarbeitete. 1941 schickte ihn der bei der Abwehr tätige Paul Dickopf, der 1942 mit Genouds Hilfe in der Schweiz untertauchte, nach Deutschland, in die Tschechoslowakei, nach Ungarn und Belgien. In dieser Zeit freundete sich Genoud mit mehreren hochrangigen SS-Männern an, darunter Karl Wolff, arbeitete als „Gestapo-Spitzel“, gewährte „Dickopf in Lausanne ein Jahr Unterschlupf“ und zeigte sich als „glühender Verehrer des Nationalsozialismus“.
Nach dem Krieg beteiligte sich Genoud finanziell an der Fluchthilfe für NS-Verbrecher (vgl. ODESSA) sowie an der Verteidigung von Adolf Eichmann und anderen. Bei den Nürnberger Prozessen freundete sich Genoud mit Hermann-Bernhard Ramcke an und traf später mit ihm und Heinz Guderian in Köln zusammen. Unter nicht vollständig geklärten Umständen brachte er sich zum Kriegsende in den Besitz umfassender Dokumente und sonstiger Nachlässe Martin Bormanns. Darunter befanden sich Niederschriften von vertraulichen Gesprächen Adolf Hitlers sowie persönliche Briefe Bormanns. Nach eigener Aussage kaufte er den Nachlass von dem italienischen Beauftragten für die Rückführung von Kunstgütern Rodolfo Siviero bzw. dessen Untergebenen. Anderen Angaben zufolge übernahm er die Sachen von dem SS-Offizier und Bormann-Mitarbeiter Helmut von Hummel während dessen Flucht vom Obersalzberg nach Südtirol. Denkbar ist auch, dass ein Teil des Nachlasses während dieser Flucht in Genouds Hände gelangte, während der Rest an seinem Bestimmungsort von Siviero konfisziert und später an Genoud verkauft wurde. 1948 sicherte sich Genoud die Veröffentlichungsrechte an den Schriftstücken von dem Nachlassbevollmächtigten der Bormann-Waisen Theodor Schmitz. Über Verträge mit den Angehörigen Joseph Goebbels’ erlangte er im Jahr 1955 zudem die Urheberrechte an dessen Tagebüchern.
Die Authentizität der von Genoud vorgelegten Bormann-Diktate wird von manchen Historikern angezweifelt. Seinem Biographen Willi Winkler zufolge manipulierte er angebliche Äußerungen Hitlers in den Text. Zusammen mit Hans-Joachim Rechenberg arbeitete Genoud bei der Vermarktung des Nachlasses von Martin Bormann und beim Prozess gegen Adolf Eichmann 1961 für die Zwischenfinanzierung von dessen Verteidigung.
Später engagierte sich Genoud im arabischen Nationalismus und finanzierte dafür die Verbreitung antijüdischer sowie antiisraelischer Propaganda sowie Waffenlieferungen an den Front de Libération Nationale. Darüber hinaus tätigte er Investitionen für Hjalmar Schacht, u. a. in Marokko.
1964 entkam Genoud dank Intervention des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser knapp der Verhaftung wegen dubioser Finanzgeschäfte in Algerien, wobei 15 Millionen US-Dollar auf Schweizer Konten gelangt waren, die 15 Jahre später wieder an Algerien zurückgegeben wurden.
Genoud betrachtete Hitler nicht als Menschheitsverbrecher, sondern als Idealisten, der es im Krieg mit den Juden etwas übertrieben habe. Mit Auschwitz habe Hitler ohnehin nichts zu tun gehabt, behauptete er bis zum Schluss: „Das ist alles falsch […] Es gibt sogar Dokumente dafür.“ Der britischen Journalistin Gitta Sereny sagte er: „The truth is, I loved Hitler.“ Aus widersprüchlichen Äußerungen zur Frage des Holocaust wurde geschlossen, er habe die Faktizität des Holocaust nicht als solche geleugnet, sondern nur dessen Ausmaße verharmlost; gleichzeitig leugnete er jedoch, dass es einen systematischen Plan zur Ausrottung der Juden gegeben habe. Auch anderen Quellen zufolge hat er den Holocaust überhaupt geleugnet.
Mit seiner „Rechtsberaterin Cordula Schacht, der Tochter des nationalsozialistischen Ministers [Hjalmar Schacht]“, so der Historiker Bernd Sösemann, „finanzierte [Genoud] die Verteidigung von Nationalsozialisten […] Er fälschte Dokumente und verfasste krass antisemitische Veröffentlichungen. Mit der Publikation der von Goebbels und seinen Helfern fabrizierten Texten [sic!] verfolgte er beharrlich sein öffentlich mehrmals verkündetes Hauptziel: er wolle die nationalsozialistische Führung überall ‚ausgiebig zu Wort komm[en] lassen‘. Goebbels ‚ist ein großer Mann […], der sich gut verteidigt, wenn man ihm die Gelegenheit gibt, sich auszusprechen‘.“ Bis heute werden, hälftig zwischen Nachlassverwalter und Goebbels-Erben aufgeteilt, „jedes Mal, wenn urheberrechtlich geschützte Werke von Joseph Goebbels veröffentlicht werden, Tantiemen an seine Erben fällig […] Bei Peter Longerichs Goebbels-Biographie (München 2010) werden die Erben sogar am Absatz beteiligt.“ Kurz vor seinem Freitod im Jahr 1996 übertrug Genoud seine Anteile am Erlös an seine Nachfolgerin als Nachlassverwalterin, Cordula Schacht, welche nun „die alleinige Verfügung an den Urheberrechten der Werke von Joseph Goebbels“ innehat. Die Verlagsgruppe Random House, die die englische Übersetzung von Longerichs Buch herausbringen will, weigerte sich aus rechtlichen und moralischen Gründen, an Schacht Tantiemen zu zahlen und wurde von ihr vor dem Landgericht München I verklagt.
Nachdem im Februar 1969 drei Mitglieder der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) ein Flugzeug der El Al auf dem Flughafen Zürich beim Attentat in Kloten angegriffen hatten, ließ Genoud ihren Verteidiger Jacques Vergès durch eine seiner Banken bezahlen und fungierte im November 1969 als dessen Berater.
Als 1972 eine Boeing 747 der Lufthansa durch den palästinensischen Terroristen Wadi Haddad auf dem Flug von Bombay nach Frankfurt am Main entführt wurde, übermittelte Genoud die Lösegeldforderung. Nachdem 5 Millionen US-Dollar an die PFLP bezahlt waren, flog die Maschine nach Jemen, wo Passagiere und Crew freigelassen wurden.
Genoud war ein enger Vertrauter von Ilich Ramírez Sánchez, dem als „Carlos der Schakal“ bekannt gewordenen Terroristen. Ende der 1980er-Jahre besuchte Genoud ihn regelmäßig in seinem Exil in Damaskus. Als Syrien Sánchez auf internationalen Druck hin auswies, war er ihm bei seiner Ausreise in den Sudan behilflich. 1994 wurde Sánchez in Khartum verhaftet und in Frankreich vor Gericht gestellt. Genoud blieb bis zu seinem Tod mit ihm in brieflichem Kontakt und besuchte ihn mehrmals im Gefängnis. Es wird allerdings für möglich gehalten, dass Genoud Sánchez schließlich selbst verriet.
Trotz seiner jahrzehntelangen Tätigkeit im Milieu des internationalen Rechtsextremismus und Terrorismus wurde Genoud in seiner Schweizer Heimat nicht strafverfolgt. Zwar wurde sein Telefon abgehört und seine Post kontrolliert, doch konnten nie konkrete Gesetzesverstöße nachgewiesen werden. Er unterhielt vielfältige Geheimdienstkontakte und wurde von den Diensten als nützliche Kontaktperson betrachtet, die man lieber in Freiheit sehen wollte, um die Bewegungen internationaler Terroristen besser verfolgen zu können.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_Genoud
Paul (Paulinus) Dickopf galt als Architekt beim Aufbau des Bundeskriminalamtes (BKA), war in der Zeit von 1965 bis 1971 selbst dessen Präsident und arbeitete gleichzeitig für die CIA. Als „Alt-Kriminalist“ prägte er durch seine Arbeit die Kriminalitätsbekämpfung Deutschlands, deren Organisation (teilweise sogar Terminologie) zu großen Teilen der des Nationalsozialismus entsprochen hat, bis in die 1970er Jahre.
Hansjakob Stehle schrieb 1977 in der Zeit, Dickopf habe sich nach seiner „Flucht“ zu Genoud in die Schweiz nicht nur seinem Gastland und dem amerikanischen Geheimdienst angedient, sondern vor allem Informationen nach München für Martin Bormanns Parteikanzlei geliefert. Die Zusammenarbeit als „klassischer Doppelagent“ mit der CIA wird von Dieter Schenk im Detail dargestellt. Schenk sieht in dieser Zusammenarbeit die Grundlage für Dickopfs spätere Beeinflussung der Gründung des BKA über seine Empfehlungen an die CIA, die von den alliierten Behörden an deutsche Stellen weitergeleitet wurden. „Dickopfs Stellung als nunmehr anerkannter Experte war so dominant, dass er in diesen Fragen maßgeblich die CIA beeinflusste und diese wiederum den amerikanischen Hochkommissar.“
Am 10. Oktober 1945 erhielt er die schriftliche Mitteilung der Schweizer Bundesanwaltschaft, dass er aus dem Status des politischen Flüchtlings entlassen sei. Mit einer Empfehlung des OSS, der militärischen Abwehr der Amerikaner, gezeichnet von einem Mitarbeiter von Allen Welsh Dulles, kehrte er – nach mehreren vorangegangenen kurzen Aufenthalten – endgültig im Februar 1947 nach Deutschland zurück. Ab 1948 hatte er regelmäßigen Kontakt zu einem Verbindungsoffizier der Central Intelligence Agency.
Im Mai 1950 folgte Dickopfs Anstellung beim Bundesministerium des Innern als Regierungs- und Kriminalrat. Unter dem ersten BKA-Präsidenten Max Hagemann seit 1951 mit dem Aufbau des Amtes befasst, avancierte er 1952 nach der Aufnahme des BKA in die Internationale Kriminalpolizeiliche Organisation IKPO (Interpol) zum Chef des deutschen Interpol-Zentralbüros. Ab November 1952 fungierte Dickopf als Ständiger Vertreter des BKA-Präsidenten.
1968 wurde er zum Präsidenten von Interpol gewählt, was Dickopf angeblich den guten Kontakten François Genouds zum arabischen Lager verdankte. Dickopfs Amtsführung beim BKA geriet zusehends unter heftige Kritik. Man warf ihm Inkompetenz, Unfähigkeit zur Rationalisierung von Arbeitsabläufen, mangelnde Zusammenarbeit mit den Landeskriminalämtern und Fehler bei der Verbrechensbekämpfung vor. 1971 wurde Dickopf schließlich in den Ruhestand versetzt, zum 1. Juli legte er auch alle anderen Ämter nieder. Trotz aller Kritik nannte ihn der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher in seiner Abschiedsrede „ein Vorbild für die gesamte deutsche Polizei“.
Laut Unterlagen des Washingtoner Nationalarchivs, die 2007 freigegeben wurden, wurden vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA von 1965 bis 1971 Zahlungen an Dickopf getätigt, entsprechend seiner Amtszeit als BKA-Präsident. Der US-Geheimdienst selbst führte ihn in den Akten als unilateralen Agenten. Der damalige europäische CIA-Chef verzeichnete in einer Notiz zu Dickopf: „Unsere grundlegende Beziehung mit Herrn Dickopf ist heimlicher Art, aber die offiziellen Kontakte werden als Deckmantel für Treffen mit ihm benutzt“. Der CIA verriet Dickopf Informationen über Spitzenbeamte sowie Interna des BKA und anderer Behörden. Sein Deckname als CIA-Informant war „Caravel“, Agentennummer 09610, sein Agentenführer war Thomas Polgar.
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Dickopf
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