Der spanische Diplomat, Politiker und Staatsphilosoph Juan Donoso Cortés (1809-1853) ist einer der bedeutendsten Kritiker der Fehlentwicklungen der Moderne. Vor mehr als 150 Jahren diagnostizierte er den sich ankündigenden Tod Europas in Folge der Abwendung von der Tradition Europas und ihren religiösen Quellen.
Die europäische Gesellschaft stirbt. Ihre Extremitäten sind bereits kalt. Bald wird es auch ihr Herz sein. Und wissen Sie, warum sie stirbt? Sie stirbt, weil sie vergiftet worden ist. Sie stirbt, weil Gott sie geschaffen hat, um mit der katholischen Substanz ernährt zu werden und weil Kurpfuscher ihr die rationalistische Substanz als Nahrung verarbreicht haben […]. Sie stirbt, weil der Irrtum tötet und weil diese Gesellschaft auf Irrtümern aufgebaut ist […]. Daher wird die Katastrophe, die kommen muss, in der Geschichte die Katastrophe schlechthin sein. Die einzelnen Menschen können sich noch retten, weil sie sich immer retten können. Aber die Gesellschaft ist verloren, nicht deshalb, weil ihre Rettung eine radikale Möglichkeit an sich darstellt, sondern weil die Gesellschaft meiner Überzeugung nach ganz offenbar nicht gerettet werden will. Es gibt keine Rettung für die Gesellschaft, weil wir aus unseren Kindern keine wahren Christen machen wollen und selbst keine wahren Christen sind. Weil der katholische Geist, der einzige, der Leben in sich trägt, nicht alles belebt, weder den Unterricht noch die Regierung noch die Institutionen noch die Gesetze noch die Sitten. Es wäre ein gigantisches Unterfangen, das sehe ich nur zu klar, wollte man den derzeitigen Lauf dieser Dinge ändern.
Der Schriftsteller Ernst Jünger trat gegen Ende seines Lebens zum katholischen Glauben über, der davon ausgeht, dass Glauben nicht das Ergebnis rationaler Überlegungen oder zweckorientierter Überlegungen ist, sondern auf übernatürliche Weise im Menschen hervorgerufen wird. Wo dies geschiehe, gewinne der Mensch eine Kraft, die durch nichts in der Welt bezwungen werde könne, selbst wenn er als Träger dieser Kraft vernichtet würde. Die enorme Zahl der Märtyrer, die diese und ähnliche Glaubensrichtungen hervorgebracht haben, bezeugt die Richtigkeit dieses Gedankens. Materialistische Bewegungen haben nichts derartiges vorzuweisen. Ernst Jünger hatte diesen Gedanken im Waldgang auf seine Weise formuliert:
Wo es Unsterblichkeit gibt, ja, wo nur der Glaube an sie vorhanden ist, da sind auch Punkte anzunehmen, an denen der Mensch durch keine Macht und Übermacht der Erde erreicht oder beeinträchtigt, geschweige denn vernichtet werden kann…Der freilich ist am leichtesten einzuschüchtern, der glaubt, daß, wenn man seine flüchtige Erscheinung auslöscht, alles zu Ende sei. Das wissen die neuen Sklavenhalter, und darauf gründet sich die Bedeutung der materialistischen Lehren für sie.
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